Holger Schwenke : Ein Vergleich. Verlag Eric van der Wal, Bergen - Holland 1999. Lektorat : Hans Georg Bulla.
EIN VERGLEICH
Vom dem Gedichtsband : EIN VERGLEICH wurden 90 Exeplare hergestellt. Die
Originale sind von Eric van der Wal mit der Hand aus der Romulus gesetzt und auf Johannot
pur velin gedruckt. Sie sind nummeriert von 1 bis einschIießlich 90.
HOLGER SCHWENKE
EIN
VERGLEICH
I
Verschwiegen
wie
Pfeil
und
Bogen,
wie
Schreie
und
Angst.
Lungenlösend
und
erschrocken
in
der Schönheit
des
geschriebenen Gesichts,
ohne
Vergleich
zu
den ungelenken
Häusern
und Landschaften.
Wie Bäume.
Wie
Steine
wandern:
Die
Erde eine
wüste
Innenwelt.
Wie
Niemand,
der
kam um zu sehen,
durchs
Innere hindurch
Konturen
faltete,
einen
Stern machte
und
ging.
Wie
Orte, gebunden
an
den Weg
dorthin.
Wie
der Anfang,
der
schmerzt.
Wie
Musik
aus
der Zeit
der
zweiten Geburt;
begrenzt
nur von
verwöhnten
Welten.
Wie
der Fels, der sich
entscheidet
ein Spiegel
des
anderen zu sein:
Ich
sehe und sehe
nicht
und halte den
Blick
in meinen Händen.
Wie
der Abend,
ein
Lied vom
Schattentext,
Steinschrift
der
Stimmen von
Straßendichtern:
zu
verwegen,
um
sie um Rat
zu
fragen.
Wie
die vielen
Namen
des Windes;
Lügen
und Zeichen
im
Doppelnamen Natur.
Wie
geschleuderte Blitze
vor
den Silhouetten
gesprochener
Sprachen.
Wie
das Mal,
die
Haut,
der
Speer,
das
Nichts,
der
lautlose Knall
der
Uhren
und
die hermetische
Kraft
des Feuers.
Wie
das Fernweh sinkender
Schiffe,
die taumeln in den
wortabgewandten
Seiten
des
Gedichts
Wie
die honiglispelnden
Gedanken
eines Traums.
Wie
etwas von dem:
vom
Tag,
vorn
Weg,
von
ungeformten
Wolken,
unbekannten
Tieren
in der
sprachlosen
Mitte
der Welt.
Ein
hypothetisches
Heben
des Meeres
im
Angesicht schlafender
Pferde.
Wie
ein ortsfremder Gott
ohne
Einsicht
und
den Umriss
eines
Blicks: nur
Übertretung
und
Rückkehr
in den
Kernschatten
eines
Augenblicks.
Wie
ein Gedicht,
einem
Gedicht ähnlich.
Wie
die brechende
Haut
in der Nacht:
ein
Fragment
der
Wüste.
Wie
der
steinige
Schlaf.
II
Als
ob
Stafetten
Geschlagener
am
Wege stehen.
So
oft
wie
Jahreszeiten neu
aus
dem Nichts entstehen.
Wie
namenlose Namen
auf
den Lippen brennen
für
die versammelte Welt.
Wie
dieser Tag
aus
Holz,
ausgearbeitet
wie
ein verkauftes Bild.
Wie
die majestätische
Entfernung
zum
Nachbarland
mit
all den nicht von
uns
bewohnten Häusern.
Als
ob der Wind
sich
wiederholt.
Als
ob ich
die
Gedichte
noch
einmal
schreibe.
Wie
Blicke
ins
nächste Gesicht
dringen
und in die
nächtliche
Wendung
lichtloser
Natur.
III
Wie
vor den Gedichten
und
hinter ihnen
dichtend.
Wie
ein
Rückblick
auf
die Sprache,
die
es nicht gibt.
Wie
der Schneefall:
ein
anderes Wort
für
den Wald,
das
Lied
im
Gesang und
den
unbekannten
Tod.
Wie
die Metapher
für
ein Gedicht.
Wie
der Wechsel
des
Wetters
oder
die schriftliche
Form,
ähnlich
dem
anderen.
Wie
die
unvorstellbare
Gegenwart
umgeben
von
der
Form eines Kreises.
Wie
mit einem Gott
im
Hintergrund
die
Schläge
aufeinanderfolgen.
Wie
ein unsagbares
Geheimnis,
mit
ungezählten
Namen
inmitten
eines
Unterschieds.
Wie
ein Vogel
wartet
und der
schwarze
Schwan
schweigt
vom
untergegangenen
Teil
der Welt,
offenen
Auges tauchen
wie
die perlende Musik,
verjüngt
und
angeglichen
an
ein Wort,
das
nirgends
dem
Vergleich
entspricht.
Wie
die mündliche
Form
der Fügung.
Wie
ein Stein,
der
brennt:
der
Vergleich:
der
Tod.
Wie
das Zögern und
Wispern
der Grashalme.
Wie
die durcheinander
gewirbelte
Welt in einem
amerikanischen
Gedicht
vorn
Wasser geschrieben.
Wie
laut gelesene
Landkarten
im innen
abgeschlossenen
Außen
des Löwengartens
in
der Alhambra
oder
dem offenen Säulenwald
der
Mesquita
in
Cordoba.
Diese
andere Welt:
wie
ein Übergang
in
die Wiederholung des
Atems
und der Sprache.
Kolophon
Dieses
Buch ist im Frühjahr 1999 von
Eric
van der Wal mit der Hand aus der
Romulus
gesetzt und auf Johannot pur
velin
gedruckt worden.
Auswahl
und Lektorat des Gedichts
besorgte
Hans Georg Bulla.
Hergestellt
wurden 90 Exemplare,
nummeriert
von 1 bis einschIießlich 90.
Dieses
Buch trägt die Nummer 16
ERIC VAN DER WAL
GEESTWEG
9 - 1861 TL BERGEN - HOLLAND