semper et ubique - Das Jahr im Briefwechsel

                                 

                                                  Tägliche Zeilen aus Berlin und New York


                                                                                                                             Mai 1999       

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Briefe vom 01.05.99 bis 31.05.99 :


 

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Samtag, 01.05.99

( Die Briefe von Harald vom 01.Mai bis 09.Mai wurden alle aus Granada, Andalusien am 09.05.99 von einem PC eines Hostals geschickt )

Lieber Jan,

Der Flug angenehm, Auto bei europcar ohne Probleme und gleich in die Sierra gefahren, von Malaga etwa nach Nord-Westen, Ronda, kleine Stadt auf der Anhoehe mit bezaubernden Ausblicken.

 

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02.05.99

Von Ronda nach Nord-Westen weiter, Zahara de la Sierra, schoener kleiner Ort, mitten in der recht leeren Sierra. Unglaublich viele Blumen und bluehende Buesche, es ist unglaublich vielfaeltig, was hier im Mai an Bewuchs blueht. Weiter durch eine Stadt Ubrique (sic !), nach Vejer, groessere Stadt, vor der die Strasse rua de torros heisst, weil dort entlang die Kampfstiere weiden, landschaftlich leichte Huegel mit Weizen, wunderschoen gelb im Wind. Zur Nacht am Meer: Zahora de las Atunes.

Harald

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Brooklyn, 2.5.99

Lieber Harald,

nuetze die Gelegenheit Eures Spanienurlaubs, und erlaube mir auch ein paar semper freie Tage. Werde mich zu Deiner Rueckehr am 15.5. wieder melden.

Bin heute mit Jen und Dan auf einer Radtour durch die 5 Stadtteile gewesen. Tausende Teilnehmer, viele teure Raeder, alle in Radler outfit mit Helmen etc. 2 oder 3 andere (von 50.000) ohne Helm, es war Pflicht, uebrigens, man machte fuer mich eine Ausnahme. Die Tour war sehr schoen. Tolle Aussichten vom BQE auf die Stadt, Perspektiven die man vielleicht aus dem Taxi kennt, aber nicht aus unmittelbarer Anschauung.

Hier noch, wie zu jedem Monatsende eine kurze Bilanz des Aprils 1998. War vom 1-18.4 in Muenchen und Rom, wo Du dann auch fuer 3 Tage dazu kamst. Du hast mir das Albergo Abruzzi gezeigt, wo ich fuer 24.000 Lira ein Einzelzimmer bezog. An unseren Besuch der Villa Hadriana (8.4.) kann ich mich noch sehr gut erinnern. Am 19.4. gleich nach meiner Rueckkehr, traf ich Dich bei Zagato (spaeter schicke ich Dir in Anspielung auf was Du mir zu berichten hast eine sehr lustige Postkarte von Jost Swart). Am 27.4. sitzen wir dann wieder (nach meinem Anruf) bei Zagato zusammen.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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03.05.99

Lieber Jan !

Ein Dorf weiter, Bolonia: DIE Entdeckung, ein wenig wie Vorupør, kilometerlange Strandspaziergaenge und keinerlei (!) Bebauung, Felsen mit vielen Blumen, unglaublich schoen ! Wir hatten eine Ferienwohnung mit Selberkochen, das Dorf im Grunde nur einige alte Haeuser, drei Pensionen, man kann dort reiten und ein Stueck den Strand runter gibt es roemische Ruinen. Fast unvorstellbar, einen so unverbauten Ort in Spanien an der Kueste zu finden.

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04.05.99

Strandspaziergaenge, dort liegen auch Bunker im Sand, viel an Vorupør gedacht, gelesen vor der Huette mit Blick in die Wellen...

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05.05.99

Weiter Richtung Osten auf der Kuestenstrasse, kurz vor Marbella wieder in die Sierra nach Ronda, dort essen und weiter nach Tolox, wo es ein altes Mineralbad gibt, leider grad wegen Restaurierung geschlossen. Dort uebernachtet.

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06.05.99

Von Tolox nach Alora, der Ort umgeben von Taelern, in denen viel Zitronenbaeume stehen, jedes Tal mit anderen Pflanzen und geologischen Formationen, sehr huebsch ! Dann durch Malaga auf die Autobahn nach Osten und bis La Heradura, wo Holger sich einkaufen will.

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07.05.99

Zum Cabo de Gatta, das aussieht wie Wildwest, Wueste, die blueht, sehr schoene Bodenfarben und die Kakteen drin und Buesche und Blumen. Bezaubernd. Wohnen in San Jose.

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08.05.99

Essen in Los Escullos, dort ist ein nettes Hostal und man ist an der Kueste dort voellig allein ( fuers naechste Mal ). Abends Paella gespachtelt.

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09.05.99

Fahrt ueber die Sierra nach Granada auf kleiner Strasse, mittagessen in Yegen mit Blick hinunter und auf bluehende Baeume.

Soweit erst mal, will nicht zu lange den PC belegen. Suche vielleicht mal ein Internetcafe...

Harald

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Sonntag, 09.05.99 Granada

Lieber Jan,

wir sind in einem Hostal abgestiegen, dessen Betreiber mir seinen PC fuer diesen semper angeboten hat. Wir sind eben hier angekommen ( ca. 19:30 Uhr Ortszeit ) und werden noch 2 Naechte hier sein, also bis Dienstagfrueh. Du kannst auf diese Mail antworten, der Hostal-Betreiber will mir Antorten ausdrucken...

              


                                     ***   10.Mai bis 14.Mai keine Briefe  ***


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Brooklyn, Sa. 15.5.99

Lieber Harald,

gestern Abend auf dem Weg zur UBahn nahe 125 Street, wo Barb und ich auf einer Party waren: Ueberall Bettler, einer laeuft uns eine ganze weile hinterher, wir biegen zur UBahn ein, mehr ausgestreckte Haende, ein bischen unheimlich, zudem mitten drin eine Meinungsverschiedenheit mit Barbara.

Hatte nicht mit Nachrichten von Dir gerechnet, daher habe ich zeitweise vom taeglichen semper abschied genommen. Heute muesstest Du aus Spanien zurueck kommen, denke ich, wie war es denn?

Spiele mit dem Gedanken fuer ein paar Tage (2.7.-6.7.) nach Berlin zu fliegen, die Tickets scheinen aber bisher ($750) zu teuer... Weisst Du was billigers?

Das Wetter hier ist seit tagen phabelhaft. War heute morgen laufen und moechte noch zum Meer radeln. Heute Abend gehen wir alle zu Doc Holiday (set the Bar on fire), herzlich willkommen zurueck in Berlin.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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16.05.99

Lieber Jan,

ein voller Tag, der erste Tag zurück aus Spanien, K@tzle holen, Karin mußte packen für Leipzig und gleich noch ihre Manuskripte nochmals lesen, das Gepäck wurde nachgeliefert, Sachen gewaschen, ich hab einige e-mails geschrieben, draußen war es wunderschön, blühende Bäume, Sonne, es machte mich etwas traurig, da ich die ganze Woche allein sein werde.

Dein Harald

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Brooklyn, 16. Mai 1999 So.

Lieber Harald,

schoen wieder von Dir zu hoeren. Freut mich das der Spanien Urlaub gut war, und Dir eine gewisse Abwechslung beschert hat. Koennte so eine Fahrt eigentlich recht gut gebrauchen, auf der anderen Seite kann ich mir zur Zeit einfach nicht vorstellen, von hier weg zu sein. Es ist so schoen hier, bin gerne in der Stadt oder im Park unterwegs, bzw. ist es einfach phabelhaft zu hause zu sein. Die Arbeit hat nachgelassen, habe jetzt wieder ganz normale 9:30-5:30 Arbeitszeiten, und daher viel Zeit fuer die Kochtoepfe und zum rumradlen. Uebers Wochenende haben Barb und ich Sonja und Bob besucht, was recht nett war und recht merkwuerdig: zur gleichen Zeit. Schwer zu sagen, wie sich die sempers entwickeln, wenn man sich nicht taeglich hinsetzt. Klar, laesst die Qualitaet manchmal zu wuenschen uebrig, aber ich befuerchte, wenn man dem Schreiben mehr Aufmerksamkeit zuwendet, laesst man es am Ende dann einfach wieder sein, und es vergehen Wochen, spaeter wieder Monate bis man von einander hoert.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Berlin, Montag, 17.05.99

Lieber Jan,

die Nacht dringt kühl zu mir herein, es war ein sonniger, warmer Tag, still, maigrün. Karins Stimme aus Leipzig, Toms Stimme aus Stuttgart, deine Stimme aus New York ( was mir die Technik bringt ). Die Katze ist sehr kommunikativ wie immer, wenn sie während eines Urlaubs von uns fort war und endlich wieder zuhause ist. Ein Auto klatscht übers Kopfsteinpflaster, sonst ist es beinahe unnatürlich still. Ein Uhr zwanzig, ich geh schlafen.

Gedankenträufel, rührungsklein, Atem und Herzschlag

Harald

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Brooklyn, Montag 17.5.1999

Lieber Harald,

da ist sie wieder, die Mondsichel. Komme um 9:30 heim und sehe den Mond, einen Planeten, viele Flieger und all die anderen Lichter der Stadt. -- Morgens in der Ubahn bemerke ich, das ich immer mal wieder so die Krankenschwester in Kluft in der Ubahn sehe: merkwuerdig, und ich denk so, das geht doch nicht. All die Bakterien der Stadt, und du solltest dich doch umziehen wenn du zum Krankenhaus kommst. -- Abends treffe ich Barb bei Hasaki, sie hat ab Juli einen Vollzeit job im Met, wir feiern das auch noch spaeter bei Marions, so schoen und ruhig, sehr angenehme Atmosphaere. Waere toll, dort jeden Montag Abend zu sein, und allen zu erzaehlen dass man mich am Montag ab 19:00 dort finden kann...

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Dienstag, 18.05.99

Lieber Jan,

lange geschlafen, nach dem Aufwachen : ein heller Sonnentag. War mit Britta, Paul Schreiners Freundin, wo K@tzle während unseres Urlaubs war, Urban Ecke Fichtestraße draußen einen Kaffee trinken. Noch Reisenachbereitungen en masse. Dann den Weltspielspiegel 9 ins Netz geliefert, gekocht und mir den wunderschönen, langen Abend über den Dächern angesehen.

Harald

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New York, Di. 18.5.99

Lieber Harald,

seit Ray's geschlossen wurde, gehe ich jetzt morgens immer zu einem Cafe, das sich auf der 3rd. Ave gleich gegenueber von Ray's befindet. Werde mit der Strassenseite nun etwas vertrauter und muss sagen das sich auf dem kurzen Stueck zwischen 68th und 67th Strasse eine ganze Menge tut: vor dem Cafe treffen sich jeden morgen ein Gruppe von jungen Frauen, ein paar mit Kindern andere ohne, manche tragen eine Gym-Tasche mit sich, andere sind schon voellig angezogen und geschminkt, und jederzeit fertig um einkaufen zu gehen. Arbeit tut scheinbar keine der Damen, dafuer haben die Maenner scheinbar alle Jobs, und die reichen Frauen mussen sich ja irgentwie die Zeit vertreiben. Die 3rd. Ave ist eine recht haessliche Avenue, und es ist eigentlich schade, dass es den Frauen nicht auffaellt, in was fuer einem Schmutz sie gelandet sind. Auf der anderen Seite gibt es in der Upper East Side nicht allzuviele Lokale die ueberhaupt Tische vor dem Lokal haben, was ich jeden Tag in der Mittagspause aufs neue feststellen muss. Ein paar Schritte von dem Lokal entfernt in Richtung Sueden ist ein Haushaltswarengeschaeft, vor dem sich jeden morgen eine Art Arbeitsmarkt abspielt. So ca. 30 Suedamerikaner haengen vor der Tuer und den Schaufenstern des Geschaefts rum, manchmal findet man auch ein kleines Grueppchen Iren, die an sich darauf warten von einer Baufirma geheuert zu werden. Ab und zu haelt dann ein Lieferwagen, und es werden wie vor hunderten von Jahren Loehne verhandelt, und Leute ausgesucht. Ob der Geschaeftsinhaber hinter der Sache steckt, kann ich nicht sagen... Heute ein recht ruhiger Arbeitstag. Daher hoerst Du schon jetzt von mir.

Machs gut, Dein Jan

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Mittwoch, 19.05.99

Lieber Jan,

viel Arbeit in Schönefeld. Ein wunderschöner Frühsommertag, keine Wolke, wie seit Tagen, aber starker Wind. Hab den ganzen Abend lang an Berthold und meine Mutter geschrieben. Wollte eigentlich noch raus, spazierengehen, doch die Zeit reichte doch nicht. Kätzle sehr anhänglich, folgt mir auf Schritt und Tritt.

Hole allmählich die Computer nach dem Urlaub wieder nach. Dann mal ein paar compifreie Tage, bis auf die mails.

Harald

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Brooklyn, Mi. 19.5.99

Lieber Harald,

hier hat es den ganzen Tag wie wahnsinnig geregnet. Daher hatte ich keinen Bock zu einer Eroeffnung zu gehen, sondern bin nach der Arbeit gleich heim gefahren, beim Inder (der vom Chinesen betrieben wird) take out food bestellt, und ein bisschen Orvieto getrunken, mit Barb. Tags war ich viele Stunden bei der Konkurenz Buecher besichtigen: am Freitag wird eine grosse Bibliothek "of the North American Indian and the American Frontier" versteigert. Einzigartige Sammlung von Indianer Buechern: Dokumente, Sprachbuecher, Bibeln in x-Indianer sprachen, Berichte von von Indianern verschleppten Weissen etc. etc. Morgen nochmal hin. Viele der Buecher wurden bisher nur ein zwei Mal in diesem Jahrhundert versteigert. Sehr seltene Sachen also, die ich wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Werde noch in den Welspiespie kucken.

Alles Gute, Dein Jan

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Donnerstag, 20.05.99

Lieber Jan,

Europa formiert sich : ein Interessenverband "Euregio - Die Watten" hat sich gegründet, Halligen, Inseln und Watten-Nerungen von Holland über die deutschen Westküsten über Dänemark bis zur Ostsee wollen gemeinsam in Brüssel ihre Belange vorbringen. Problem ist meistens, daß man z.B. Schulen, Krankenhäuser etc. unterhalten muß bei sehr kleiner Bevölkerungszahl. Ein vor der deutschen Küste gestrandeter, ausgelaufener Holzfrachter ( "Pallas", ich weiß nicht, ob du davon gehört hast ) hat letzlich den Anlaß gegeben.

Ich arbeitete bei großer Hitze in Schönefeld, halbwegs versöhnt mit der Welt durch das Herausgeben des Weltspielspiegels Nr.9 und den Briefen an meine Mutter und Berthold. Schlief die letzten zwei Nächte zum ersten Mal seit Wochen wieder wie ein Stein. Das ist schon sehr nett, wenn man so friedlich schlafen kann.

Spielte grad mit K@tzle und fühlte mich einsam, weil Karin schon tagelang fort ist, da rief Andi an. Er ist in Berlin und wir treffen uns noch in der Dieffenbachstraße.

Harald

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Brooklyn, 20.5.99

Lieber Harald,

gestern bin ich noch in ausgegangen und erst gegen 3:00 heim gekommen, da wollte ich nicht noch den Computer anwerfen, die Gefahr Barbara aufzuwecken war einfach zu gross. Hatte einen Doener (Housten Ecke Orchard St.) und fuehlte mich mit dem Essen und der tuerkischen Rock Musik vom Band gleich wie zuhause... Versuch zur Zeit meinen Weg zur Arbeit etwas interessanter zu gestallten, moechte solange es kuehl ist mehr Zeit draussen verbringen und so nehme ich jetzt nur einen Zug zur Arbeit den 4 Train von Atlantic Ave nach 59th Street anstellen von 2 nach Nevin Street, 4 nach 42nd St. und 6 nach 68th St. Die neue Verbindung ist mit mehr laufen verbunden, dauert etwas laenger, dafuer reduziert sich das Rumwarten auf Bahnsteigen, und das Rumgedraenge in 3 verschiedenen Zuegen. Wie war Dein Treffen mit Andi ?

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Freitag, 21.05.99

Lieber Jan,

ich saß mit Andi auf der Straße vor der Kneipe, und er bestellte um 24:00 Uhr Drinks für uns, es ist heut sein Geburtstag ! Ich wußte das natürlich wieder nicht ( peinlich, peinlich ).

Heute nach langer Zeit wieder das erste mal in Tegel, war vor dem Urlaub 2 Wochen in Schönefeld und auch danach eine Woche. Ein lauter Tag immer am Flughafen, doch die Zeit verging recht gut. Zuhause : Karin aus Leipzig zurück. Ab morgen vier freie Tage, hoffe auf Erholung, doch heut hat sich der Himmel zugezogen, in Süddeuschland regnet es schon lange. Mal sehen, Axel und Ulrike wollen bei den Eltern in Heiligensee am See eine Grillparty geben. Morgen oder Sonntag.

Ist schon spät, ab in die Falle

Hast du dir Weltspielspiegel 9 schon angesehen ?

Harald

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Brooklyn, Sa. 21.5.99

Lieber Harald,

meine Briefe scheinen jetzt immer einen Tag spaeter an Dich ab zu gehen, gestern Abend, war es einfach zu spaet und ich zu muede. Freitag war ein sehr guter Tag, zunaechst war ich zu einem Hausbesuch in Midtown, der ganz in der Naehe von einem Lokal war, von dem ich viel gehoert und gelesen habe: "Hallo Berlin" ist der Name dieser Wurstbude, und um es kurz zu machen: der Imbiss sollte "Hollo Ost-Berlin" heissen, dann wuesste man gleich woran man ist. Sehr schlechtes essen, zur Weisswurscht gabs scharfen Senf und eine Knackwurscht oder so, die Bratkartoffeln hatten Curry Geschmack, etwas dubious. Anschliessend noch eine ganze weile im Central Park, musste mir vor der Auktion die ich dann am Nachmittag besuchte noch die Zeit vertreiben, und da es so schoen war, hatte ich keine Lust aufs Buro. Welspispi bisher nur ueberflogen.

Alles gute zum Geburtstag, Andi.

Liebe Gruesse Dein Jan

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Samstag, 22.05.99

Lieber Jan,

als ich heut die sempers ins Programm genommen habe, haben mich deine Datumsangaben manchmal etwas verwirrt. Schon seltsam, ab 0:00 Uhr beginnt für die meisten Leute der nächste Tag ( siehe auch das Geburtstagsanstoßen um 0.00 Uhr ). Für mich beginnt der neue Tag immer erst mit dem Morgengrauen, an einen Tagesbeginn nach der Uhrzeit konnte ich mich nie gewöhnen.

Habe heut nachmittag mit Andi in seiner alten Wohnung Tapeten abgezogen. Er muß die Wohnung bis 01.Juni fertig machen und hat nur noch das nächste Wochenende ! Werd wohl nächste Woche noch etwas dort für ihn weiterkratzen.

Dann mit Karin im Jolesch, zuhause die Lachsnudel. War dann das Komitee Wind & Welle besuchen ( Axel, Ulrike und Malan aus Hamburg bei Ulrikes Eltern in Heiligensee ). Schöner abendlicher Blick übers Wasser hin, der Himmel hatte nach einem bewölkten Tag aufgerissen und der Widerschein auf dem Wasser...

Kam spät heim, Karin schon im Bett.

Harald

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Brooklyn, Sa. 22. Mai 1999

Lieber Harald, das mit den Daten ist dann natuerlich auch noch besonders verwirrend da es ja einen 6 Stunden Zeitunterschied gibt: Im Subject Feld wirst Du das Datum finden auf das sich der semper bezieht, und das Datum das ich an den Briefkopf setze, ist das eigentliche Datum an dem ich den Brief schreibe (soll ich das aendern?) , die bei Dir in der Regel eh schon am naechsten Tag ankommen. Im Moment z.B. 22:45=4:45.

Hast die Verwirrung mit den Daten aber gut ueberstanden und alles denke ich wie geplant im Blueglobe abgespeichert. Der Blick von Park Slope rueber nach Manhatten kommt sehr gut fuer den Mai. Du bist voller Ueberraschungen. War heute viel auf dem Dach, und habe mir in null komma nix einen Sonnenbrand geholt, irre wie schnell das so ohne Ozon geht. Keine 60 Minuten ohne Hemd, den Rest des Tages dann angezogen und mit Sonnenhut. Es ist so schoen da oben, es ist still, kann rumschauen und lesen, und im Moment sind die Temperatuen (ca. 25 celsius) noch ertraeglich. Der Spaete Mai vor einem Jahr hatte hier schon brutal heisse Tage.

Spargelnudel gruesst Lachsnudel. Ein Versuch, der heute abend sehr gut verlaufen ist. Man wirft noch so ein paar andere Sachen in die Pfanne, Orvietto passt hervorragend dazu, die Fruehlingsnudel.

Ueberigens: am 22. Mai 1991 waren wir bei Zagato und anschliessend mit Karin, Andi, Katrin und Adrian beim Billiard spielen. Ich bin dann noch ins Kumpelnest und ins Tacheles gegangen. Wuerde gerne heute Abend noch ausgehen, und irgentwo vor einem Lokal sitzen und noch was trinken. Aber das ist hier eher nicht moeglich, nicht in Park Slope und nicht in Manhatten. Zudem will ich auch nicht auf die Ubahn, sondern einfach nur noch nach draussen, Grimmstrasse waere nicht schlecht, oder auf ein 1/4 mit Dir zum Weinhaus.

Liebe Gruesse, Dein (nochmal aufs Dach) Jan

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Brooklyn, So. 23.5.1999

Lieber Harald,

gestern Nacht habe ich zum ersten Mal seit ca. 6 Jahren in alten Tagebuechern auf einer fuer immer verlohren geglaubten Disk gelesen. Die seinerzeit auf Deinem alten Atari Computer geschriebenen Texte sind wunderbar zu lesen, sogar der Blocksatz, den ich damals bevorzugte ist intakt, und mit Ausnahme von Umlauten sind die unformatierte Texte ganz wunderbar zu lesen. Hatte das Vergnuegen mich bis ca. 5 Uhr morgens mit der wiedergefundenen Disk zu beschaeftigen. Morgengrauen Richtung Osten, sehr schoen verregnete Nacht und Morgen. Habe dann viel im Bett gelesen, bin ein bisschen rumgeradelt, habe ausfuehrlich Dinner gekocht, und werde mich jetzt weiter mit der Disk beschaeftigen.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Sonntag, 23.05.99

Lieber Jan,

meine Schwester Claudia kam gegen 14:00 Uhr und wir sind auf den Karneval der Kulturen, der die Urbanstraße lang kam und in die Graefestraße Richtung Hasenheide einbog. Friedlicher Umzug, nettes Publikum, der Kreuzberger halt. Die Veranstaltung wird langsam riesengroß, viele Musik- und Tanzgruppen. Aber leider jetzt auch viel der angemalte Deutsche, der trommelt, etc., wie das schräge Musikmachen in der Hasenheide. Kulturromantik.

Dann zu Ulrikes Eltern nach Heiligensee zur Grillparty. Gutes Grillfleisch, am See hocken, abends mit einem Feuer. Ist halt eine weite Strecke dorthinaus, über 30 km.

Harald

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Montag, 24.05.99

Lieber Jan,

am leichtesten machst du es mir, wenn du im Subject Feld und am Briefanfang das Datum einträgst, auf das sich der semper bezieht. Daß er zu einem anderen Zeitpunkt geschrieben wurde, kann man in den Deitailbeschreibungen der e-mail sehen, wenn man es will.

Muß schön sein, eine alte Diskette vom Atari aufzuspüren mit den alten Tagebucheinträgen. Ach, die Zeit damals. Wir sind heut nach Brodowin gefahren und zum Rosin See gelaufen, war ein seltsames Gefühl, ich war sehr lang nicht mehr dort ( im Winter mit dir, doch da erzählt der See eine andere Geschichte, weil es nicht warm ist ) und hab mich an unsere Badeausflüge erinnert. Vögel zwitschern dort und der Wind rauscht in den Bäumen, sonst ist es still und sonnig. Wie eine Kindheitserinnerung in einem französischen Roman.

Eins der brodowiner Biester hat mich gestochen=Knödel am linken Unterarm. Claudia haben wir mit UBahnkarte in Pankow ausgesetzt, sie wollte noch Straßenbahn fahren. Es ist 20:00 Uhr, sie Sonne knallt in mein Zimmer, gelb vom Untergehn.

Nachher noch unter Bäumen sitzen an einem Platz und den späten Himmel ansehen.

Dein Harald

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Brooklyn, Mo. 24. 5. 1999

Lieber Harald,

freut mich das Du mal wieder nach Brodowin gefahren bist. Es ist schon eine schoene Landschaft, und ich wundere mich manchmal, das Du so selten dort bist. Ich war im lezten Winter 2 oder 3 Mal da draussen, und werde falls ich nach Berlin kommen sollte, sicher viel Zeit am See verbringen. Wenn ich immer noch in Berlin waere, wuerde ich vielleicht einen 11/2 Stunden Arbeitsweg in Kauf nehmen, und versuchen richtig da draussen zu wohnen (sicher nur ein unrealistischer Tagtraum). Hier ist wenig vorgefallen. Lese sehr gerne in einer Sammlung von F. Scott Fitzgerald short stories. Wurde heute fuer eine Klasse in der Rare Book School akzeptiert: Eine Woche auf dem Historischen Campus in Charlottesville Virgina. Wunderbar erholsam, freue mich schon auf die Augusthitze des Suedens, und das Bier in einer Naheliegenden Bar mit AC.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Dienstag, 25.05.99

Lieber Jan,

nach Brodowin bin ich im vorletzten Sommer nicht gefahren, weil ich so viel Paddeln war und im letzten Sommer bin ich sehr selten überhaupt weggefahren. In Brodowin war ich so oft, daß es mich nicht mehr besonders anzieht, mit Paul, mit Ulrike, mit Karin. Ein Leben auf dem Lande will ich mir bei der dort angetroffenen Landbevölkerung im Umland eigentlich nicht vorstellen. Dazu genieße ich es zu sehr, daß ich hier mal so eben auf irgendeinem Platz einen Kaffee trinken kann.

Bin heut mit Claudia erst mal zum Halleschen Tor gelaufen, um auf der Post ein Einschreiben abzuholen, dann in die Großbeerenstraße, an Karins alter Wohnung vorbei über die Kreuzberg-/Bergmannstraße zum Maheinekeplatz, in die Markthalle. Wir haben am Südstern beim taliener eine Pizza im Freien gegessen ( kaum Kundschaft ) und uns lange unterhalten. Dann über die Körthestraße zurück, eine gute Strecke, die einen quer durch die stuttgarter Innenstadt bringen würde.

War grade noch beim Friseur, Nebenhaus, einfach kurz nachfragen, klar, sie hat Zeit und eine viertel Stunde und 20 DM später ist alles geregelt, das mag ich so.

Viele Grüße, dein Harald

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New York, 25.5.1999

Lieber Harald,

ja der Laendler in Brandenburg ist natuerlich eine ganz unangenehme Pflanze, Gieses Ferien auf dem Bauernhof, oder der Schweinestall in Serwest wurden mir durch Deinen Kommentar wieder in Erinnerung gerufen... War gestern wieder in der Rivertown Lounge sah Holly, Lou, David, Jean, Adriana, Igor und andere Leute, war recht nett, hatte zwei, drei Bier und bin dann froehlich nach Hause gefahren, mit einer schweren Buechertuete im Gepaeck: ein Besuch bei Strand und dem Tompkins Square bookshop hatte sich gelohnt. Heute mache ich ein lange Mittagspause und schaue mir das Spiel Manchester-Bayern Muenchen across the street an. Werde Dich ueber den Ausgang des Spiels unterrichten.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Mittwoch, 26.05.99

Lieber Jan,

Arbeit in Schönefeld, sonniger, warmer Tag, auf Arbeit eher still. Claudia und ich haben zweieinhalb Stunden in Andis Wohnung gearbeitet ( = 5 Mannstunden, wie man so sagt ), Claudia hat einen langen Ausflug gemacht, Frohnau, Henningsdorf, Falkensee. Sie fliegt morgen nach Stuttgart zurück, war nett, sie hiergehabt zu haben.

Hab grade noch auf ein Glas mit Karin draußen gesessen und werde das Ergebnis Bayern-Manchester dann ja morgen erfahren.

Noch ein Wort zum Internet : meine monatliche Telefonbelastung liegt bei etwa 85.- DM, meist durch häufiges Verbinden. Werde einen Versuch starten : erst mal alle e-mails schreiben, die so anfallen, aber nicht abschicken, sondern erst, wenn ich mich eh ans Netz hänge, dann wähl ich mich seltener ein ( hab das jedesmal und für jede mail neu gemacht, irgendwie wollte ich immer gleich senden, wenn ich geschrieben hatte, das Sammeln und dann senden geht mir gefühlsmäßig gegen den Strich ).

semper et ubique

Dein Harald

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Brooklyn, Mitwoch 26.5.1999

Lieber Harald,

United - Bayern 2:1. Obgleich die Bayern klar ueberlegen waren und 84 Minuten mit 1:0 fuehrten, gelang es United in der 90zigsten und 93zigsten Minute zwei Tore zu erzielen... Typische Szenen in der Bar: Meine Schottischen Freunde am Boden zerstoert ueber den Sieg. Ein paar englische Fans, die United nicht ausstehen koennen, weil denen alles gelingt, ein bischen wie der FCB, und dann Stephen z.B. der ein eingefleischter United Fan ist. Merkwuerdig viele Deutsche waren heute in der Bar, was ich bisher noch nie erlebt habe.

Fuehle mich sehr wohl zuhause, moechte frueh ins Bett gehen und noch ein bisschen lesen. Nach kurzer Verletzungspause moechte ich morgen frueh zum ersten mal seit Sa. wieder laufen gehen. Es freut mich, dass Deine Schwester eine gute Zeit in Berlin hatte, und Du eine gute Zeit mit Ihr verbracht hast. Ihre Exkursionen durch die Stadt gefallen mir. (Strassenbahn).

Liebe Gruesse Dein Jan

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Donnerstag, 27.05.99

Lieber Jan,

ich glaub, ich tu es dir nach und verzwick mich ins Bett mit einem Buch ( Henry Miller ). Morgen Frühdienst in Tegel nach einem schweren Tag in Schönefeld, heiß, die Apparate kaputt, Probleme, die ich morgen weiter bearbeiten muß.

Claudia ist heut zurückgeflogen ( hatte zum Abschied abgespült, was ich vorfand, als ich von der Arbeit kam, fand ich rührend ), mail von meinem Bruder da. Seltsam, auf einmal soviel Familie, wie jahrelang nicht. Vielleicht sollte ich mich ab und zu mal die Treppe runterwerfen lassen... Schlafe aber wieder bestens, irgendwie ist das Seil gerissen, der Faden abgewickelt, bin auf einen distanten Boden abgeseilt worden, weit weg von dieser Familie, man redet, man denkt mal dran, doch es erreicht einen nicht mehr.

Hab dem Verwalter von Andis alter Wohnung diese heut vorgeführt. Trauriges Gefühl, dort in den kahlen Räumen zu stehen, wo ich schon sehr viel erlebt habe. ( Hör dir mal Lied 17 " Not a time for lovesongs" von der CD an, ich hab die Melodie dazu dort in Andis Wohnung im großen Zimmer für Nicola gemacht, der Text kam mir viel später, auf einer PanAm 747 nach New York, wo ich Katrin Mayer abholte ).

Dank für den Sportbericht

Harald

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New York, Do. 27.5.1999

Lieber Harald,

wieder einer dieser wunderbaren Tage, an denen man eigentlich nicht arbeiten sollte, sondern besser mit einem Buch im Park oder auf dem Dach sitzen sollte. Schreibe Dir jetzt schon (aus der Arbeit), da ich nach der Arbeit noch unterwegs sein werde, und keine Ahnung habe, um wieviel Uhr ich heimkomme und wie muede ich dann sein werde. Es geht in zwei Lokale die Du bei Deinen zahlreichen Fahrten nach NY auch schon kennengelernt hast: Zunaechst gehts zu Little Sezuan, wo Barb und ich uns mit Ciddy und ihrem Freund Cam treffen dann wollen wir noch zu Puffy's gehen, eine Bar die in einem der Filme die Karin und Du gemocht hast eine Rolle spielte. Wir wollen Ciddy noch ein paar nette Plaetze zeigen bevor sie wieder nach Virginia zieht.

Hope all is well

Dein Jan

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Freitag, 28.05.99 - Job-Rating : 8 - Wetter : heiß, keine Wolke

Lieber Jan,

ein Freitag und doch angenehm zu arbeiten, weil die richtigen Kollegen da waren. Möchte ein Job-Rating einführen, d.h., auf einer Skala von 1-10 werde ich festhalten, wie der Arbeitstag war ( 1=schlecht, 10=bestens ).

Andi kam aus Köln und fuhr mit mir in die Stadt, seine Wohnung auflösen. Kurzer Mittagschlaf, dann mit Sabine noch im Café in der Dieffenbachstraße, langes, gutes Gespräch über die wunderbare Fähigkeit, sich zu regenerieren, wenn einen eine Sache so mitnimmt, wie mich der Vorfall in Stuttgart mitgenommen hatte.

Spät nach Hause, Andi kam nicht, pennt wohl woanders

Harald

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Brooklyn, 28.5.

Lieber Harald,

war gestern noch im Kino "Nottinghill." Eine moderne, harmlose und ganz nette love story. Interessant, dass einer der Protagonisten mal wieder in einer Buchhandlung arbeitet. Die werden scheinbar als Hintergrund zu einer Story immer beliebter: In zwei anderen kuerzlich herausgekommenen Filmen "You got mail" und "Live is beautiful" ist einer der beteiligten bzw. beide auch in Buchhandlungen beschaeftigt... Wie romantisch, wie verkorkst, wie interessant, wie schraeg, wie wunderbar. Habe ein three day weekend vor mir.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Samstag, 29.05.99 - Job-Rating : 7 - Wetter : wolkenlos, noch heißer ( ca 32°C )

Lieber Jan,

mittags mit Karin am Ufer entlang, doch es war mir zu heiß und zu voller Leute, als daß es angenehm gewesen wäre. Zuletzt in der "Nova", Urban, Ecke Fichtestraße unter Bäumen Zuflucht gefunden. Die Bedienung fiel mir auf, erinnerte mich an wen. Wir zahlten an der Theke und es fiel uns gleichzeitig ein : Gina, die Ex-Freundin von Phillipe ( Holgers Ex-Kumpel ). Du erinnerst dich an den Geburtstag in einer Moabiter Kneipe, Gina redete immer vom Saturn, wir waren mächtig blau und machten jeden und alle an, bis es besser war, zu verschwinden, damit man uns keine reinhaut. Wir gingen im Morgengrauen an der S-Bahn entlang zum 17.Juni vor.

Gina bedient tatsächlich im Nova, Karin weiß es von Holger. Sie war es also wirklich !

Harald

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Brooklyn, 29.5.1999

Lieber Harald,
haette Gina nie wieder erkannt. Das ist ja irre, sogar an den Namen konntest Du Dich erinnern. War sie nicht recht jung, vor zehn Jahren? Der schoenere Teil des Abends vor zehn Jahren wurde ueberigens von mir in einem der Monatsabschluss sempers erwaehnt. Hat sie Euch erkannt? Knoecherne Sache... Vom Saturn ins Nova...
Vor einigen Wochen trafen auf der Terasse unterhalb unserer Wohnung neue Terassenmoebel ein, ein riesen Glastisch und jede Menge haesslicher aber bequem aussehender Stuehle. Haben Schlomo und seine Frau was Groesseres vor, oder werden die Moebel, wie die letzte Garnitur in Wind und Wetter verrotten? Gestern endlich wurde meine Frage beantwortet: Die Hundescheisse wegputzt, Schlomos Vater den ganzen Tag auf der Terasse, und am spaeten Nachmittag traf jede Menge Verwandschaft ein. Da Schlomo oft in seiner Wohnung am Telephon zu hoeren ist, wie er mit eben dieser Verwandschaft
rumbruellt, schlug Barbara vor ich sollte mich ans Telephon haengen, und viel "Achtung" "Schneller du Lahmarsch" "Mach schon" "Jawohl" in den Hoerer bruellen, zur Abwechslung. Die Feier verlief aber ohne Zwischenfaell, war eine grosse und lustige Runde, die zuerst von verschiedenen neuen Interpretationen alter Volkslieder untermal wurden, und spaeter, es ging so
bis 1:00 waren dann songs von Boney M und Rasputin (ra ra Rasputin -- ein russisches Lied wurde angemerkt) etc. zu hoeren.
War viel auf dem Dach, Nachmittags und dann mitten in der Nacht fuer eine Weile. Gestern einen bescheidenen und praktischen Klappstuhl fuers Dach gekauft, damit der Arsch von der Terpappe nicht immer schwarz wird, und ich
mehr quality time dort oben verbringen kann.
Liebe Gruesse, Dein Jan



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Brooklyn, So. 30.5.1999

Lieber Harald,

bei 31 Grad im Schatten, sitze ich mit Sonnenhut und Brille auf dem Dach und lese in der Sunday Times, eine sehr nettes Portrait von Joschka Fischer. Die 31Grad machen mir heute nichts aus, es gibt hier heissere Tage, und zudem bin ich nicht mit Anzug und Kravatte in der Stadt unterwegs. TShirt und kurze Hosen sind ein absolutes muss. Habe einen leckeren Salat gegessen, werde eine Siesta einlegen, und am Nachmittag in den Botanischen Garten gehen, da die Rosen hier in der Nachbarschaft alle bluehen, wollte ich mir dort den Rosengarten anschauen. Morgen dann noch einen freien Tag, dann vielleicht ein bischen mehr.

Liebe Gruesse, Dein Jan (p.s. welchen Miller liest Du denn?)

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Sonntag, 30.05.99 - JR 4 - heiß

Lieber Jan,

hab mich mit einer Creme eingeschmiert, die Vera selbst anrührt und die mit Vanille versetzt ist. Sie tut den aufgerauhten Stellen an meinen Ellbogen und Knien gut und hat sie fast verschwinden lassen. Die ganze Wohung duftet nach Vanille.

Bin privat seit Tagen nur noch in kurzen Hosen und kurzem Hemd unterwegs, aber die Hitze heut hat mich geschafft, zumal in Uniform und Binder.

Lese : Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch, hat mir Claudia geschenkt. Leichtes Buch, Miller ist etwas überheblich an Stellen, klar, der junge Weitgereiste, doch es ist angenehm zu lesen.

Harald

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Brooklyn, Mo. 31.5.1999

Lieber Harald,

haette diesen semper frueher schreiben sollen. Den ganzen Tag hatte ich eine gute Zeit und war gut gelaunt. War morgens laufen, bei grosser Hitze, es gibt da so ein fuenf Minuten Stueck im Park wo kein Schatten ist und die Sonne nur so runterbruellt, auf diesem Stueck habe ich mich die letzten Tage entschieden, lieber doch nicht 7 meilen zu laufen, sondern es bei 3.5 zu belassen. 400 mal bin ich bisher, neuere Zeitrechnung, gelaufen. -- Vor genau zwei Jahren bin ich mit Barbara hier eingezogen. Habe bisher nirgents in NY so lange gewohnt. (Die vierte Wohnung). -- Moechte morgen sehr frueh aufstehen, da ich neben packen noch ein paar Briefe schreiben moechte, zu denen ich heute, Spaziergang am Hudson, und dann Abendessen bei Doug und Paula, nicht gekommen bin. -- Ueberrigens: Im Mai 1989 haben wir uns 4 mal getroffen.

Liebe Gruesse, Dein Jan

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Montag, 31.05.99 - JR05 - bedeckt, kühler

Lieber Jan,

ich schreibe diesen letzten Maisemper einen Tag später, hatte einen anstrengenden Tag in Schönefeld, weil die Apparate alle kaputt waren, abends mit Andi was essen und dann gleich ins food-coma gefallen.

Andi hatte am Abend seine Wohnung übergeben und so wie er klingt, ist er erst jetzt aus Berlin richtig fort.

Mir wurde der letzte Maiabend von einem Brief meiner Mutter ziemlich verdorben, der mich sehr geärgert hat. Sie versteht meine Mitteilungen nicht, weicht aus, verharmlost, mimt die zu Unrecht Kritisierte. Großes aneinander vorbei. Ich möchte das nicht !

Harald

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